- Yukons Gesicht, als er zu Beginn der Saison hinterfragt hat, ob er wirklich in den Hänger gehen muss. Ich musste schmunzeln, weil ich inzwischen weiß, dass er sich sowieso von mir verladen lässt: "Nein, Pony, heute üben wir nicht EIN-laden, sondern AUS-laden." Das Spiel dazu hat ihn in kürzester Zeit so begeistert, dass er zielstrebig in den Hänger gestiegen und dort erwartungsvoll stehen geblieben ist, nur um weiterspielen zu können ("Ich bin drin, es kann losgehen!").
- Yukon, der bei einem Kurs mit dir in fremder Umgebung so relaxt war, dass er sogar vor den Zuschauern rumgealbert hat: Aus (Stress-Ab-)Wälzen wurde "Guck mal, ich kann auch..." Das hat Carla in ein paar traumhaften Fotos festgehalten (Gruß an Carla!).
- Yukon, der sich auf unserem Reitplatz unterm Sattel auf jeder Hand im Trab schön gestretcht und dabei entspannt ausgeatmet hat, obwohl direkt nebenan auf dem Kinderspielplatz das jährliche Feuerwehrfest mit lautem Jubel und Musik in vollem Gang war. Das Fest war wirklich laut. Ich glaube, wir waren an diesem Nachmittag die einzigen, die den Reitplatz genutzt haben.
- Die Erkenntnis bei unserer Rallye, dass Yukons Horsenality-Schwächen auch seine Stärken sein können: Ja, er war auf der Geländestrecke aufgedreht. Aber er hat alle Übungen, die mit Laufen und Rittigkeit zu tun hatten, super gut gemeistert. Sogar die Brücke (die aussah wie eine Wippe - sonst eine ganz schreckliche Sache!) hat er ohne zu zögern überquert, nachdem ich ihm das gegeben habe, was seine "Füße" brauchten.
- Yukon, der in unserem Kurzurlaub im Westerwald alle Wasserhindernisse als Erster aus der Gruppe nehmen wollte ("Lasst mich mal vor."), obwohl wir das bis dahin kaum je geübt hatten. Sogar die Querung mit den Wasserkaskaden - schnelles, schäumendes Wasser, das den Grund verschleiert hat (wie tief? Welcher Untergrund?) und so laut war, dass Stimmhilfen zwecklos waren; ich dachte noch, mir wird schwindelig - hat er schnobernd und mit tiefem Kopf, Schritt für Schritt als Erster gemeistert.
- Und schließlich eine Überraschung an Silvester: Yukon wollte erstmals tatsächlich lieber draußen dem Feuerwerk zuschauen als in einem der Liegeräume bei Heu stehen; er war draußen sogar ruhiger als drin. Ich vermute, da hat sich unser Training an der Luftpolsterfolie bewährt: Entspannung ist die Lösung, hast du uns gesagt.
Ohne das Training mit dir wäre vieles anders gekommen.
Die Arbeit at liberty auch ohne enge räumliche Begrenzung ist zu einem festen Bestandteil für uns geworden. Mich fordert es, weil es auf jedes Detail ankommt. Yukon liebt es, weil er sich entfalten (und mich austricksen :-P ) kann. Mit keinem Hilfsmittel und auch nicht geritten zeigt Yukon so schöne Bewegungsabläufe wie at liberty. Da Yukon langsam ein älterer Herr wird, ist das eine sinnvolle Alternative, um ihn schonend fit und geschmeidig zu halten. Daneben ist es ein Glücksgefühl, Ergebnisse zu erreichen, ohne sein Pferd einfach nur mechanisch zu kontrollieren, sondern indem man wirklich frei mit ihm kommuniziert.
Losgelassenheit war jahrelang unsere große Schwäche. Das war beim Reiten sehr nervig, weil wir immer lange gebraucht haben, bis wir an Aufgaben arbeiten konnten. Mittlerweile ist Yukon beim Reiten fast durchgehend konzentriert bei der Sache, selbst jetzt im knackigen Winter. Wenn ich pädagogisch alles richtig mache, setzt Yukon sich für die Aufgabe ein; er investiert in die Aufgabe, damit sie gelingt. Und das alles mit relativ geringen Hilfen. Dann kommt es mir so vor, als würden wir "homöopathisch reiten": Kleine Information, große Wirkung. What a feeling!
Du fragst regelmäßig im Anschluss an die Veranstaltungen, wie du dich und deine Kurse verbessern kannst. Vielleicht hilft es dir auch zu erfahren, was dein Training außerhalb des Unterrichts bewirkt, für den du dich so engagierst.
Vielen Dank für deine Unterstützung!
Ich wünsche dir noch lange Freude an deiner Berufung,
LG, Kerstin